Das altehrwürdige „Bergische Land“ gehört zu den Landschaften in Europa, die die größte Menge an Niederschlägen auf dem Kontinent zu verzeichnen hat. Entsprechend üppig die Vegetation und Grün
die Landschaft. Wird eine Parzelle sich selbst überlassen, überwuchert sie in kürzester Zeit mit einem sehr dichten Pflanzenbewuchs. Große Flächen mit Brennnessel und Dornenhecken sind nicht
selten. In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Hauses des Schriftstellers Hanns Heinen – dem sogenannten „Schwarzen Haus“ im Solinger Stadtteil Höhscheid, folgt man ca. 200 m einem kleinen Feldweg, der sich hinter dem Fachwerkensemble des Roten und des Schwarzen Hauses den Hang abwärts schlängeltet, fällt dem
Wanderer eine untypisch gebaute Scheune aus geschwärzten Backsteinen auf, und daneben ein großes, dicht mit Brombeerhecken und anderen Pflanzen überwuchertes quadratisches Grundstück.
Die Scheune war ursprünglich zu einem völlig anderen Zweck errichtet worden. Das Gebäude ist eigentlich ein Industriedenkmal und wurde im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Pumpenhaus zur
Entwässerung des Bleibergwerkes Höhscheid errichtet. Die Betreiber hatten ständig mit Wassereinbrüchen in den Stollen zu kämpfen und beschlossen, mit einer
dampfgetriebenen Pumpe dem Problem Herr zu werden. Ende der 1880er Jahre kam dann das endgültige Aus für die Mine. Im jetzt überwucherten Gelände, neben dem Backsteinbauwerk, stand ehemals der
Förderturm der Mine. Eine große Abraumhalde in der Nähe zeugt noch von der intensiven Bergwerkstätigkeit. In dieser Industriebrache entschloss sich Hanns Heinen und seine Gattin Erna Heinen–Steinhoff einen großen Ziergarten anzulegen und erwarb
dieses Grundstück, zusammen mit dem „Schwarzen Haus“ im Jahre 1932.
Hanns Heinen war ein leidenschaftlicher Gärtner und fand in der beschaulichen Gartenarbeit einen Ausgleich für seine intensive schriftstellerrische und journalistische Tätigkeit. Mit großem Fleiß und Mühe verwandelte er das Grundstück neben dem ehemaligen Pumpenhaus in einen großen
farbenprächtigen Ziergarten. Ein großer altehrwürdiger Kirschbaum, mit mächtigem Stamm und Ästen, war das Herzstück dieses Gartens. Der Platz unter dem Baum war ein Fixpunkt im Leben und Wirken
von Hanns Heinen und später der Künstler der Kolonie. Hier ersann er Reime und schrieb er an seiner Lyrik. Hier versammelte er seine Freunde und las seine
Werke vor. Besonders im Sommer fanden an langen Tischen große Gartenfeste statt. Bei Regen flüchtete man in eine kleine Gartenlaube unmittelbar an der Scheune. Lange war es möglich vom Garten aus
einen spektakulären Ausblick über den Berghang hinab bis tief in die Rheinebene zu erleben. Im Vordergrund Weizenfelder und im Mittelfeld die Hofschaft Kohlsberg mit der markanten Kirche. Der Garten war bis in die 80er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts umgeben von Weizenfelder. Hanns Heinen konnte von hier aus den Wechsel der Jahreszeiten und die Mühe der Feldarbeit beobachten. Es war aber auch ein ausgezeichneter Beobachtungsposten, um die Fauna zu
beobachten.
In den ersten Nachkriegsjahren wurde während der großen Hungersnot Gemüse angebaut. Der Garten somit überlebenswichtig für die Familie Heinen und für Erwin
Bowien als erster Künstler der Kolonie. Der Garten war in jeder Hinsicht ein Künstlerort und steht in einer Tradition – wenn auch in deutlich kleinerem
Maßstab und ohne Wasser – mit dem Garten von Monet in Giverny. Im Rahmen des anstehenden Museumsprojektes im „Schwarzen Haus“ zur Dokumentation der
gleichnamigen Künstlerkolonie, wäre dieser Garten eine ideale Ergänzung eines möglichen Museumsparcours.