Die große Muse des Lyrikers, seine Gattin und Vertraute – Erna Heinen-Steinhoff (1898-1969): Erna Johanna Ida Heinen–Steinhoff wurde 1898 in Düsseldorf als Tochter des Studienrates und Konrektors, Herrn Wilhelm Steinhoff zur Ahse (1869 -1936), aus Haus Ahse bei Soest und Frau Maria Tümmers (1874 -1943) aus Solingen, geboren. Sie war das älteste Kind des Ehepaares und kam drei Jahre nach der Hochzeit Ihrer Eltern (1895) zur Welt. Später sollte noch eine kleinere Schwester hinzukommen.
1919 lernte sie den jungen Philologen und Schriftsteller Hanns Heinen (1895-1961) kennen und ehelichte ihn. Durch ihre außergewöhnliche Belesenheit und ihre
geistige Ausstrahlung zog sie viele schöpferische Menschen in ihren Bann und befähigte sie zu eigenen geistigen und künstlerischen Leistungen. So entstand ein literarischer und künstlerischer
Salon, den Erna Heinen-Steinhoff ein Leben lang als Salondame für geladene Gäste fortführen sollte. Die Familie zog mehrfach in Solingen um und im Dezember
1932 erwarb Hanns Heinen ein Anwesen im Solinger Stadtteil Höhscheid, dem „Schwarzen Haus“ einem historischen
Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert.
Im Krieg wurde sie mit Ihren Töchtern, zum Schutz vor den Bombardierungen, aufs Land geschickt. Da die Familie Steinhoff Ihre Urlaube immer im Allgäu – in
Pfronten verbrachte – optierte Sie für das Allgäu und wurde in eine kleine Gemeinde im Allgäu – nach „Kreuzthal-Eisenbach“ bei Isny, tief im Herzen der
Adelegg, umquartiert. Anfangs nur im Sommer, ab 1943 dauerhaft. Ende 1944 sollte Hanns Heinen auch ins Kreuztal kommen.
Ab 1945 kehrten die Heinens zurück nach Solingen.
In den Jahren 1945–48 durchlitt die Familie schwere Hungerjahre. Das rege kulturelle Leben wurde aber zu keiner Zeit unterbrochen. Im Hause herrschte immer ein reges Kommen und Gehen. Es wurde
gemalt, gedichtet und komponiert. In den 50 Jahren konnten die Familien erste Reisen unternehmen und reisten nach Sylt und in die Schweiz.
Dr. Phil. Johannes van Els kam aus Düsseldorf. Er wirkte als Lehrer lange Jahre an der Solinger August-Dicke Schule. Bereits als junger Mensch kam er in engen Kontakt mit den Künstlern, die man heute als „Junges Rheinland“ bezeichnet. Interessiert an Kunst und Literatur war er, mit seiner Gattin, regelmäßiger Gast im Salon des „Schwarzen Hauses“, da ihn auch eine intensive persönliche Freundschaft mit der Familie Heinen verband.
Der deutsche Schriftsteller und Mitglied im Bamberger Dichterkreis – Otto Franz Gmelin – wurde 1886 in Karlsruhe geboren und verstarb 1940 in Köln. Gmelin entstammte einer badischen Gelehrtenfamilie. Er studierte Philosophie und Naturwissenschaft in Karlsruhe und Heidelberg. In den Jahren 1911/12 ging er bis 1914 nach Mexiko, wo er als Erzieher bei einer deutschen Familie wirkte. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde jedoch schon bald aus gesundheitlichen Gründen aus der Armee entlassen.
1917 promovierte er in Heidelberg zum Doktor der Philosophie. Im selben Jahr erhielt er eine Stelle als Studienrat am Realgymnasium in Solingen-Wald. 1918 heiratete er Klara Ella geborene
Stegmann. Bald nach seinem Umzug nach Solingen, lernte er durch seine schriftstellerische Tätigkeit den jungen Redakteur Hanns Heinen (1895-1961) kennen, mit
welchem ihm fortan eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Dieser führte ihn in den „Salon“ der Erna Heinen-Steinhoff in Solingen ein, wo er fortan
ein gern gesehener Gast wurde und sich auch mit dem Maler Erwin Bowien (1899-1972) anfreundete. Ab 1936 lebte er als freier Schriftsteller in Bensberg bei
Köln. Otto Gmelin verfasste vorwiegend historische Romane und Erzählungen. Bis zu seinem frühen Tode, blieb seine Freundschaft mit Erwin Bowien erhalten.
Der Arbeiterdichter und Schriftsteller Mathias Ludwig Schroeder – oft Mathias Schröder geschrieben – wurde 1904 in Sulzbach bei Saarbrücken geboren und starb 1950 bei einem Unfall in Hilden bei Solingen, wo er zuletzt tätig war und lebte. Der Schriftsteller, der wegen seines Humors auch der „Rheinische Eulenspiegel“ genannt wurde, war ein guter Freund von Hanns Heinen, der ihn in den Kunst- und Literatursalon der Erna Heinen-Steinhoff im „Schwarzen Haus“ in Solingen einführte. Mathias Ludwig Schroeder hatte in den 30er Jahren angefangen zu schreiben. Aus seiner Feder stammen unter anderem „Dichter und Arbeiter“, „Peter der Soldatenjunge“, „Das Mädchen auf dem Rappen“, „Das Beichtrohr“, „Der lachende Hammer“, etc. ….
Im Jahre 1927 lernte Erwin Bowien die Familie Heinen kennen, und besuchte fortan regelmäßig den Salon der Erna Heinen-Steinhoff. Erst im Landhaus Bertramsmühle in Solingen, wo erste Porträts von Erna und Hanns-Heinen entstanden, danach im sogenannten „Schwarzen Haus“ in Solingen. Als Erwin Bowien ins niederländische Exil ging, wurde er dort sehr oft von der Familie Heinen besucht.
Zurück in Deutschland, verbrachte Erwin Bowien, mit Erna Heinen-Steinhoff und Ihren Kindern, die letzten beiden
Kriegsjahre versteckt im kleinen Allgäuer Ort Kreuztal-Eisenbach. Ab 1945 zog er selbst in das „Schwarze Haus“ nach Solingen. Er war ab diesem Zeitpunkt fester Bestandteil der Familie und
Mitorganisator der Salons.
Unter den Schriftstellern, die im Salon des Schwarzen Haus regelmäßig verkehrten, war auch der bekannte Solinger Autor Max Kayser der die berühmte Novelle mit dem Titel „Die vom Platzhof“ schrieb. Die Geschichte des Buches spielt auch nur wenige Kilometer vom „schwarzen Haus“ im Solinger Stadtteil Höhscheid. Max Kayser wurde von Hanns Heinen sehr geschätzt.
Die Bildhauerin Lies Ketterer (Florentine Luise „Lies“ Ketterer) verkehrte oft im Hause Heinen. Sie war in Berlin geboren und zog 1913 mit Ihren Eltern in die Heimatstadt ihrer Mutter,
Solingen. Lies Ketterer schuf in Solingen zahlreiche Werke für den öffentlichen Raum. Tiere und kleine Kinder waren ihre bevorzugten Themen. Ihre
bekanntesten Plastiken sind der „Hans im Glück mit dem Dukatenesel“ vor der Stadtsparkasse Solingen. Die Skulptur des Heimatdichters „Peter Witte“, die „De
Steltlopers“ in Gouda.
Lies Ketterer war auch als Schriftstellerin tätig und verfasste Erzählungen. 1968 war sie Gründungsmitglied des Soroptimist International, Club Solingen. Lies Ketterer hielt regen Austausch mit den Künstlern des schwarzen Hauses, insbesondere
auch mit Hanns Heinen.
Zu den Besuchern des Salons im Schwarzen Haus gehörte auch der Solinger Arzt Dr. Emil Kronenberg. Dieser wurde 1864 als Sohn eines Arztes geboren. Wie sein Vater praktizierte auch er in Solingen.
Im Jahr 1897 war er Mitbegründer und später Vorsitzender des Vereins westdeutscher Hals- und Ohrenärzte. 1909 trat Kronenberg der Solinger Freimauerloge zur Bergischen Freiheit bei. Er bekleidete
dort u. a. von 1925 bis 1927 das Amt des Meisters vom Stuhl, war nach der Wiederbegründung der Loge im Jahre 1948 der Ehrenstuhlmeister. Durch seinen
Logenbruder Hanns Heinen, wurde er in den Salon des Schwarzen Hauses eingeführt, in welchem er regelmäßig verkehrte und auch von Erwin Bowien porträtiert wurde.
Neben seiner Tätigkeit als Arzt gab Dr. Kronenberg auf vielfältige Weise politische, soziale und kulturelle Impulse in Solingen: So regte er 1910 die Schaffung einer Volkshochschule an und sorgte
1926 für die Entstehung der Solinger Stadtbibliothek. Neben allen diesen Aktivitäten war Kronenberg ein produktiver Schriftsteller und Dichter. Aufgrund seines Glaubens wurde er Opfer der
Nationalsozialisten, enteignet und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort wurde er Anfang Mai 1945 von sowjetischen Truppen befreit und konnte am 28. Juni 1945 in seine Heimat
zurückkehren. Im selben Jahr 1945 war Kronenberg Mitgründer der FDP in Solingen und engagierte sich ab 1949 als Leiter im Solinger Kulturkreis. 1951 besuchte ihn Bundespräsident Theodor Heuss in
Solingen. Dr. Emil Kronenberg starb am 31. März 1954.
Helmut Schaeffer stieß Anfang der 1950er Jahre – er war inzwischen Redakteur im Solinger Tageblatt geworden und sollte lange Jahre dessen Redaktionsleitung innehaben – zum Salon im Schwarzen Haus und dem Kreis der Intellektuellen um Erna Heinen-Steinhoff. Erst nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben ist Helmut Schaeffer mit eigenen Kunstausstellungen hervorgetreten und hat dabei stets engagiert auf seinen Lehrer Erwin Bowien verwiesen, dem er auch im Bildausdruck nah geblieben war.
Der Solinger Mundarttheaterschriftsteller (Höhscheider Bühnenspiele) Hermann Schmitz war ein besonderer Freund von Hanns Heinen. Er wurde 1902 ganz in der Nähe des „Schwarzen Hauses“ im gleichen Sprengel – der Hofschaft Neuenhaus – geboren, und lebte sein ganzes Leben in der Nähe.
Die Tochter des Dichters – Frau Helga Schuhmacher – schrieb über Ihren Vater: “ … nach dem Schulabschluss musste er – wie sein Vater und sein Bruder – als
Taschenmesser-Ausmacher mit in den „Kotten“, also der Werkstatt eines Scherenschleifers … . Der Erste Weltkrieg
überschattete seine Jugend … . Nach 1933 lebte die Familie politisch gefährdet denn abends traf man sich mit Gleichgesinnten, es wurden Flugblätter
sortiert und verpackt. Fast alle damaligen Bekannten und Verwandten waren politisch gleichgesinnt. Bei abendlichen Gesprächen – u. a. mit Hanns
Heinen und Familie – ging es um politisch Verfolgte und später um den Krieg. Es wurden Schriften und Bücher ausgetauscht.
Nach dem Krieg widmete er sich verstärkt dem Theater und Stückeschreiben zu. Mit 18 Jahren hatte er bereits zusammen mit anderen jungen Leuten aus dem Höhscheider Arbeitersport einen Theater-Verein, die späteren Höhscheider Bühnenspiele, gegründet. Dem Theater galt seine Leidenschaft. Von Anfang an bis 1963 war Hermann Schmitz Spielleiter der Truppe, die vor allem Lustspiele und Operetten aufführte, wobei allerdings allzu seichte Unterhaltung vermieden wurde. Am liebsten war es Hermann Schmitz, wenn die Leute sich gut unterhielten, aber auch etwas nachdenklich wurden. Er leitete nicht nur die Aufführungen, sondern stand meist – ebenso wie Helene Schmitz – mit auf der Bühne. Den Anstoß, selber Theaterstücke zu schreiben, erhielt Hermann Schmitz, dessen Lieblingslektüre die deutschen Klassiker, Brecht und Tucholsky waren, wahrscheinlich von dem Mundartstück „Die Nachbarn“ von Max Kayser. Kayser war Chef einer Stahlwarenfabrik auf der Friedrichstraße, für die Hermann Schmitz arbeitete, und die Bühnenspiele haben das Stück mehrmals aufgeführt. Seine schriftstellerische Tätigkeit machte ihn so bekannt, dass 1958 eine Postkarte „an den Verfasser des Lustspiels Ferdinand Graf von Pilghausen, Herrn Hermann Schmidt, Solingen“, den Adressaten erreichte. Nach dem Krieg hatte sich die Einstellung zur Mundart allmählich geändert. Man hielt es nun für einen Verlust, wenn die Heimatsprache immer seltener gesprochen wurde, und sah im Platt sprechen nicht mehr gleich ein Zeichen mangelnder Bildung. Sein Wunsch, nicht nur auf den kleinen Bühnen im Höhscheid-Widderter Raum, sondern vor einem größeren Publikum zu spielen, ging in Erfüllung …“.