Eine skurrile Episode im Leben von Hanns Heinen war sein Wirken als Bürgermeister des kleinen Allgäuer Ortes Kreuztal-Eisenbach, welches sich inmitten des Massivs der Adelegg, mitten im dunklen Herz des Allgäus, zwischen Kempten und Isny, erhebt. Die Bewohner des Ortes bestanden aus Bergbauern, Glasmachern und Waldarbeitern. Der abgelegene Ort war zu der Zeit nur über eine ungeteerte Straße zu erreichen. Das Dorf selber befand sich an der Kreuzung vier kleiner Täler und bestand aus wenigen Häusern, einem kleinen Jagdschloss – Haus Tanne – einer kleinen Kirche, einem Gasthof – der Gasthof zum Kreuz – einer Schule und einer kleinen Poststation. Es gab viele verstreute Höfe und ein Sägewerk. Im Dorf war auch ein Polizist stationiert. Vor dem Krieg lebte das Dorf vom Fremdenverkehr, der Forstwirtschaft und der Landwirtschaft. Die große Zeit der Glasmacher war schon vorbei. Das Jagdschloss Haus Tanne war als Lungensanatorium zur Außenstelle einer Klinik in Isny umgewidmet worden.
Die Gattin von Hanns Heinen – Erna Heinen-Steinhoff – war schon Anfang der vierziger Jahre mit ihren Kindern nach Kreuztal evakuiert worden. In den ersten Jahren verbrachte sie noch die Winter in Solingen, ab 1943 lebte sie dann ununterbrochen in Kreuztal. Hanns Heinen der seine Familie regelmäßig besuchte, blieb ab Ende 1944 dauerhaft im Kreuzthal. Der Haftbefehl gegen ihn, der das Kreuztal erreichte, wurde vom Postfräulein vor seinen Augen im Ofen der Poststation verbrannt.
Als die Alliierten das Kreuztal übernahmen, wurde Hanns Heinen zum Bürgermeister durch die Militärregierung ernannt. Zu diesem Zeitpunkt war Kreuzthal überlaufen mit Flüchtlingen, die Probleme waren immens, die Verantwortung enorm. Er entzog sich der Aufgabe aber nicht und war in seinem Dienstvehikel – einem Fahrrad – ununterbrochen unterwegs zwischen Kempten und Isny, zwischen Leutkirch und Wangen.
Letztendlich sollte er aber das Amt des Bürgermeisters nur sehr kurz innehaben. Bereits im Laufe des Juli 1945 übergab er das Bürgermeisteramt an den Kreuztaler Landwirt und Widerständler Kargus. Er übernahm noch für einige Zeit das Amt des Gemeindesekretärs. Die Familie wollte aber so rasch wie möglich zurück nach Solingen und so verließ Hanns Heinen und seine Familie das Kreuztal noch im Herbst des Jahres 1945, um ins schwer zerstörte Solingen zurückzukehren. Erwin Bowien begleitete die Familie.